Konzeptentwicklung interkulturelle Seniorenarbeit Hamburg-Eimsbüttel

Bearbeitet durch Prof. Dr. Andreas Langer und Annette Beyer.

Das Ziel des Projektes „Interkulturelle Seniorenarbeit in Hamburg-Eimsbüttel. Entwicklung eines Handlungskonzeptes“ – gefördert durch das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) – bestand darin, Grundlagen zu schaffen, um die Beteiligung der Migrantenselbstorganisationen und die Verstetigung der Kooperation zwischen ihnen und weiteren Trägern der offenen Seniorenarbeit voranzutreiben. Letztlich sollen dadurch Rahmenbedingungen für die Ermöglichung sozialer Teilhabe geschaffen werden, denn dies ist ein wesentlicher Aspekt psychosozialer Gesundheit und damit auch eines gesunden und guten Lebens im Alter.

Die Untersuchung bis hin zur Skizze eines Handlungskonzeptes gliedert sich in die Bausteine Bestandsanalyse, Bedarfsanalyse und konzeptionelle Überlegungen. Im Fokus stand jeweils die Frage nach Art und Umfang gesellschaftlicher Teilhabe von Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund als wesentlicher Bestandteil des Konzeptes interkultureller Öffnung.

Dabei kamen unterschiedliche empirische Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung zum Einsatz. Neben Recherchen und Sekundäranalysen quantitativer/statistischer Daten zur Darstellung von Strukturen wurden leitfadengestützte Interviews mit Angehörigen der Zielgruppe und Schlüsselpersonen sowie ein Fokusgruppengespräch durchgeführt, um so die Strukturdaten vervollständigen und spezielle Fragestellungen vertiefen zu können.

Die Auswertung der Interviews und Sekundärdaten hinsichtlich der Situation älterer Menschen mit Migrationshintergrund im Bezirk Eimsbüttel zeigt zum einen Bedarfe dieser Zielgruppe auf, die sich auch im dargestellten Forschungsstand spiegeln. Zum anderen werden vorhandene Ressourcen aufgedeckt, die seitens der behördlichen Einrichtungen und Strukturen der offenen Seniorenarbeit aufgegriffen und unterstützt werden könnten.

Die Erkenntnisse lassen sich auf den Ebenen 1) Senior/innen mit Migrationshintergrund sowie 2) Angebote für ältere Menschen mit Migrationshintergrund und 3) sozialräumliche Dimensionen zusammenfassen.

  1. Auf der Ebene der älteren Menschen mit Migrationshintergrund enthalten die identifizierten Bedarfe zum einen die Unterstützung im Alltag, wobei hier auch zunehmend die Familienangehörigen der Seniorinnen und Senioren im Fokus stehen, die gesundheitliche Dimension, die auch die pflegerische Komponente umfasst, sowie den Aspekt Soziale Teilhabe.
  2. Die Bedarfe auf Einrichtungsebene zeigen sich insbesondere in den Bereichen der finanziellen und räumlichen Ausstattung. Aber auch fehlende Unterstützung in Kooperation und Vernetzung kann identifizierte werden. Gleichwohl dürfen vorhandene Ressourcen keinesfalls vernachlässigt werden.
  3. Aus den Bedarfslagen älterer Menschen mit Migrationshintergrund wird deutlich, dass interkulturelle Seniorenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt vor allem kulturspezifische Angebote vorhalten sollte. Die Herkunftssprache spielt besonders bei der ersten Generation der Zugewanderten, die heute das Rentenalter erreicht haben, eine wesentliche und identitätsbildende Rolle. Hinzu kommen Ängste vor Diskriminierung oder auch westlichen Werten, die dazu führen, dass kulturell bzw. sprachlich gemischte Angebote von geringem Interesse sind. Auch zeigt sich, dass der Sozialraum der Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund zumeist viel breitere geografische Dimensionen aufweist als die der älteren Menschen ohne Migrationshintergrund, da ihre Bezüge oftmals in den im gesamten Stadtgebiet verstreut liegenden Gemeinden liegen.

Die Elemente des Handlungskonzeptes beschreiben Schritte zur Verbesserung der Angebotssituation vor dem Hintergrund der aktuellen Situation sowie der demografischen Entwicklung und enthalten Empfehlungen zu Beratungs-, Unterstützungs- und Interventionsmethoden, notwendigen Kooperationsbedingungen und wesentlichen Handlungsschritten. Es zeigte sich, dass vor allem die kulturspezifische Perspektive von besonderer Relevanz ist.

Die identifizierten Hinweise zur Begegnung der Bedarfe sind folgende:

  • Peerberatung
  • Angebote der Gesundheitsförderung
  • Pflegerische Versorgung
  • Förderung sozialer Teilhabe
  • Unterstützung mit Ressourcen

Daraus ergeben sich Handlungsschritte in den folgenden Bereichen:

  • Niedrigschwelligkeit in Bezug auf Zugang und Kosten
  • Partizipation und Selbsthilfepotentiale
  • Einbeziehen und Stärken der informellen Unterstützungssysteme
  • Qualifizierung von Fachkräften für mehr Kultursensibilität
  • Interkulturelle und kultursensible Öffentlichkeitsarbeit
  • Vernetzung auf bezirklicher Ebene

Das gesamte Handlungskonzept kann hier heruntergeladen werden.